Autor:Roland Zolliker. Abseitsstehen, Schweigen ist keine Option.
Der 24. Februar 2022 wird als Datum in die Geschichte eingehen das auch das bisherige «Abseitsstehen» der Sportwelt nachhaltig verändert. Das revisionistische Verhalten einzelner Akteure lässt keine andere Wahl, ist alternativlos.
Dieser Angriffskrieg schliesst Reihen, macht Europa und die NATO schlussendlich stärker, schmiedet neue Allianzen, wird jedoch die West-Ost Konflikte nicht lösen.
Der heutige Krieg ist eine Zäsur, eine Zeitenwende in der Geschichte Europas, vor allem in der Geschichte Deutschlands. Es ist eine Wende deutscher Politik seit 1945. Der Überfall auf die Ukraine, seit 1991 ein souveräner, unabhängiger Staat, ändert alles. Zukünftige Strategien und Doktrinen werden eine andere sei. Themen wie kollektive Verteidigung, künstliche Intelligenz, Krisenmanagement und kooperative Sicherheit aller gesellschaftlichen Bereiche rücken ins Zentrum.
Unsere Nachbarländer positionieren sich in ihrem Wertedenken neu. Fragen der Sicherheit kommen dringlich auf die politische Agenda. Auch in der Schweiz. Sie braucht eine moderne und gut ausgerüstete Armee. Das ist in der augenblicklichen Situation noch viel offensichtlicher geworden. Eine Vielzahl von Karatekas sind/waren Angehörige der Armee. Von den Mannschaftsgraden über die Grade der Unteroffiziere, Offiziere bis zum Brigadier.
Konflikte, menschliches Leben folgt immer dem Prinzip von Actio und Reactio, dem dritten Gesetz des englischen Physikers Isaak Newton. Es besagt, dass bei der Wechselwirkung zwischen zwei Körpern jede Aktion (Kraft von Körper A auf B) gleichzeitig eine gleich grosse Reaktion (Gegenkraft von Körper B auf A) erzeugt, die auf den Verursacher der Aktion zurückwirkt. Dies gilt auch für Konflikte zwischen Staaten, Religionen, Menschen. Heute, morgen, übermorgen, tagtäglich.
Die getroffenen Sanktionen haben Auswirkungen auf die internationale Sportwelt, auf die Energieversorgungssicherheit, Flüchtlingsbewegungen, Cyberangriffe, wirtschaftlich auf uns alle. Wir werden sie tragen, wir können sie tragen – sie sind der Preis der Freiheit, der Demokratie, für unsere Werte. Die Übernahme der EU-Sanktionen bedeutet nicht, dass die Schweiz ihre Fähigkeit zum Vermitteln nicht anbieten kann. Doch angesichts der krassen Verletzung des Völkerrechts hat unser Land den Fokus auf die Respektierung und den Schutz der Werte gelegt, die die Basis für unsere Gesellschaft bilden.
Vitali und Wladimir Klitschko
Vitali Wladimirowitsch (rechs) wurde am 25. Mai 2014 zum Bürgermeister von Kiew gewählt. Er war Box-Weltmeister im Schwergewicht der WBC und WBO. Wladimir Wladimirowitsch war 1996 in Atlanta Olympiasieger und Profi-Weltmeister im Schwergewicht der Verbände IBF, WBO, WBA und IBO.
Reaktionen der Sportwelt
Statement International Olympic Committee
The IOC EB urges all International Sports Federations to relocate or cancel their sports events currently planned in Russia or Belarus. They should take the breach of the Olympic Truce by the Russian and Belarussian governments into account and give the safety and security of the athletes absolute priority. The IOC itself has no events planned in Russia or Belarus.
In addition, the IOC EB urges that no Russian or Belarussian national flag be displayed and no Russian or Belarussian anthem be played in international sports events which are not already part of the respective World Anti-Doping Agency (WADA) sanctions for Russia.
The IOC EB expresses its deep concerns about the safety of the members of the Olympic Community in Ukraine and stands in full solidarity. It notes that the special IOC task force is in contact with the Olympic Community in the country to coordinate humanitarian assistance where possible.
Zudem erkannte das IOC dem russischen Präsidenten und weiteren russischen Spitzenpolitikern die ihnen in der Vergangenheit verliehenen olympischen Orden in Gold ab.
Swiss Paralympic kritisiert Entscheid IPC russische und weissrussische Athlet:innen in Peking zuzulassen.
Statement World Karate Federation
The Executive Bureau (EB) of the World Karate Federation on February 27th has unanimously decided to reallocate the 2022 Karate 1- Premier League Moscow. The event was scheduled to be held from October 7 to 9.
The WKF has already started an active search to determine a new location for the event, as it is the WKF’s firm intention to keep the number of Karate 1-Premier League events in 2022 to five (5).
The WKF would like to express its hope for a prompt reestablishment of Peace, normality, and stability in Eastern Europe and in the World. With the protection of all Karate athletes at its core, the WKF will continue doing its utmost to ensure the best conditions for athletes at all WKF events.
Noch kein Entscheid ist gefallen über die an Russland 2023 zugesprochene Elite-EM in Moskau sowie die Teilnahme von russischen und weissrussischen Athlet:innen an den Turnieren (WMEM, K1) der WKF, EKF.
Auszug Newsletter Präsident SKR, Stephan Läuchli
Die grosse Freude vom Rückgewinn der Normalität hielt leider nicht lange an. Sie ist nun überschattet vom Krieg in der Ukraine. Mit Russland hat eine militärische Grossmacht mit Atomwaffen ein europäisches Land überfallen. Ein unglaubliches Gefahrenpotential auch für uns, welches seit dem zweiten Weltkrieg seinesgleichen sucht. Ich glaube sehr viele der gut behüteten Einwohner der Schweiz unterschätzen die Lage nach wie vor. Die Erinnerung an die Vorkommnisse vom Unfall in Tschernobyl 1986 sind offenbar weg, während Putin den grössten Atommeiler Europas beschiessen lässt.
Wie sollen wir uns verhalten? Was können wir machen? Jetzt leider wenig. Analog dem Gesundheitswesen in der Pandemie ist man bei Krisen auf die Kräfte angewiesen, die man sich in guten Zeiten organisiert und geleistet hat. Versäumnisse kann man erst danach korrigieren. Wenn man Glück hat. Was wir aber jetzt tun können, ist unser humanitäres Herz für die Vertriebenen zu öffnen. Es sind immer die Frauen und Kinder, die einem von Männern geführten Krieg ausgeliefert sind und allenfalls flüchten können. Diese brauchen Hilfe!
An der SKR Delegiertenversammlung vom 5. März haben die Anwesenden die Situation spontan diskutiert. Ich bin äusserst stolz auf den SKR, dass wir eine Spende von 10’000.— an die Glückskette zu Gunsten der Opfer des Krieges in der Ukraine genehmigt haben. Ein rein humanitärer Akt. Wir nehmen damit Partei. Aber ausschliesslich für die Opfer!
Bundesamt für Sport
Das BASPO nimmt ukrainische Sportlerinnen und Sportler auf.
Position und Empfehlungen von Swiss Olympic nach Angriff der russischen Regierung auf die Ukraine, 1. März 2022
Mit dem Angriff auf die Ukraine stellt sich die russische Regierung gegen die Werte der olympischen Bewegung, welche sich dem Frieden, der Verständigung und der Solidarität zwischen den Ländern und Völkern verpflichtet. Swiss Olympic hat diesen Verstoss gegen die olympischen Werte und gegen den olympischen Frieden bereits am 26.2.2022 aufs Schärfste verurteilt und dies auch entsprechend kommuniziert. Als Folge des Konflikts riet Swiss Olympic seinen Mitgliedsverbänden und Partnerorganisationen in einem ersten Schritt, auf die Teilnahme an Trainings und Wettkämpfen in Russland und in den Kriegsgebieten zu verzichten.
Nach Absprache mit den operativen Leitungen der grössten Schweizer Verbände am 1.3.2022 trägt Swiss Olympic auch die Empfehlung des IOC vom 28.2.2022 mit, wonach russische und belarussische Athletinnen, Athleten und Teams inklusive Betreuerinnen und Betreuer bis auf Weiteres von allen internationalen Wettkämpfen ausgeschlossen werden sollen.
Swiss Olympic ist sich bewusst, dass diese Empfehlung einen Wechsel des bisherigen Standpunkts bedeutet, wonach Politik nicht auf Kosten der Sportlerinnen und Sportler gemacht und ausgetragen werden soll. Angesichts der in jüngster Vergangenheit beispiellosen Aggression der russischen Regierung (mit Unterstützung der Regierung von Belarus) gegenüber einem souveränen Land und des offensichtlichen Bruchs des Völkerrechts, ist dieser Wechsel des Standpunkts aus Sicht von Swiss Olympic jedoch angebracht.
Swiss Olympic fordert darüber hinaus, russische und belarussische Funktionäre bis auf Weiteres aus internationalen Sportgremien auszuschliessen.
FIFA/UEFA
Ausschluss des Fussball-Verbands Russland von allen Wettbewerben. Damit ist die Nationalmannschaft auch nicht an der WM Ende Jahr in Katar dabei.
Statement Swiss Football
Der SFV verurteilt den russischen Angriff auf die Ukraine, der nicht nur in eklatanter Weise gegen Völkerrecht, sondern auch gegen die universalen Werte des Fussballs wie beispielsweise die Förderung freundschaftlicher Beziehungen verstösst, die in den FIFA-Statuten propagiert wird. Unsere Sorge gilt den betroffenen Menschen in der Ukraine, insbesondere dem ukrainischen Fussballverband und all seinen Mitgliedern.
Der SFV unterstützte die Haltung der Verbände Polens, Schwedens und Tschechiens, die den Ausschluss des russischen Männer-Nationalteams aus den Play-offs für die FIFA-Weltmeisterschaft 2022 in Katar verlangten. Der SFV bezeichnete seine Forderung als nicht verhandelbar.
Statement Robert Lewandowski (Weltfussballer 2021 und 2020)
Polens Kapitän, der bei einem Spiel von Bayern München mit einer Binde der ukrainischen Nationalfarben auflief, zu den Sanktionen im Weltsport:
„Das ist die richtige Entscheidung! Man kann den Sport nicht ausnehmen von dem, was in der Politik passiert. Ich kann mir nicht vorstellen, auf den Platz zu gehen und zu vergessen, was passiert ist. Für uns, für die ganze Welt, ist das nicht zu akzeptieren.“ „Klar, die Spieler aus Russland können wahrscheinlich nichts dafür, aber am Ende ist es ein Land, das das macht.“
„Wir wissen alle, was dort passiert. Es ist nicht zu akzeptieren. Deshalb müssen wir die ganze Ukraine unterstützen, alle Leute, die dort sind und kämpfen. Ich dachte nicht, dass das passieren könnte, was gerade passiert!“
Statement Internationale Judo Federation
In light of the ongoing war conflict in Ukraine, the International Judo Federation announces the suspension of Mr. Vladimir Putin’s status as Honorary President and Ambassador of the International Judo Federation.
World Taekwondo
Der Weltverband World Taekwondo hat Russlands Präsidenten Wladimir Putin nach dem Angriff auf die Ukraine den ehrenhalber verliehenen schwarzen Gürtel (9. Dan) entzogen. Das brutale Vorgehen der russischen Regierung widerspreche der Vision des Sports: „Frieden ist wertvoller als Triumph.“ Daher entschied der in Seoul ansässige Weltverband, Putin den 2013 vergebenen schwarzen Ehrengürtel zu entziehen.
Verbundenheit SKF
Seit dem Einführen der K1 Serie (Premier League, Series A, Youth League) sind die Spitzenathlet:innen der SKF mit vielen Karatekas der Ukraine freundschaftlich verbunden. Unsere Gedanken sind bei ihnen, ihren Familien und Freunden.
Anzehlika Terliuga, -55 kg, Silber Olympia, Nr. 1 des World Rankings,
16-fache K1 Siegerin
Anita Serogina, -61 kg, Vize-Welt- und Europameisterin 2021,
Europameisterin 2013
Siegerin European Games 2019, Nr. 2 des World Rankings
Halyna Melnyk, -68 Kg, (2.v.r.) WM-Bronze 2021 / European Games 2019 (Foto)
11x Top-3 K1, Nr. 6 des World Rankings
Horuna Stanislav, Sieger European Games 2019 (Foto: Karate.com), Sieger World Games 2017
Europameister 2021, Bronze Olympia,
10-facher K1 Sieger
Und:
Frauen
Kryva Kateryna, Nr. 7 WR, -50 kg, Vize-WM 2021, EM: Gold/2017, Bronze/2021, 14x Top-3 K1
Bazeliuk Oksana, Nr. 30, -55 kg
Shostak Anna, Nr. 19, – 61 kg, 3. Rang K1 Fujairah 2022,
Sieliemienieva Elina, Nr. 19, -68 kg, 3. Rang K1 Pamplona 2022, 2. Rang K1 Kairo, 2021, 7x Top-3 K1
Stepashko Anastasiya, Nr. 12, +68 kg, 2. Rang K1 Kairo 2021
Männer:
Federov Yaroslav, Kata, Nr. 30
Filipov Nikita, Nr. 23, -60 kg, 3. Rang K1 Kairo 2021
Pak Hnat, Nr. 24, -67 kg
Chobotar Valerii, Nr. 12, -84 kg, Vize-EM 2018, 2-facher K1 Sieger
Taliboc Ryzvan, Nr. 7, +84 kg, 3. Rang K1 Kairo 2021
Und alle Mitglieder:innen des ukrainischen Karateverbandes.