Im legendären Dojo des Kenseikan Karate-Do Thun trafen sich 41 Kindersportleiter zum Modul Fortbildung J+S. Erstmals dabei im Kurskader Olivia Derungs-Risch (Foto: mit Thomas Hertig, Hans-Peter Stricker, Kursleiter).
Der Morgen (09.45-12.30) wurde eingeleitet von Thomas Hertig, Fachleiter J+S BASPO, mit News 2017 im Kindersport und der Einführung „Störungen im Sportunterricht und Training“ mit den Themen:
1) Störungen besser verstehen, 2) Die verschiedenen Stufen einer Störung (grüne bis rote Phase), 3) die häufigsten und typischen Störungen im Kinderkarateunterricht und mögliche präventive Massnahmen zum Vermindern oder Verhindern dieser Störung anhand von Beispielen aus dem Plenum und Fallbeispielen. Als Beispiele wurden eingebaut das Telefonieren im Dojo, Hutzen/Schwatzen bei Mokuso, WC-Renner und einige mehr.
In 4er Gruppen wurde alle 9 Fallbeispiele (u.a. Störungen Begrüssungs-und Verabschiedungsritual, Zankereien in der Garderobe, Zusammenprallen beim Einstimmen, Zurufe von Eltern im Training) durchgearbeitet und nach den drei Kriterien (Störungs-modell Stufe störungsfrei bis stark gestört, wie Handeln und auf die Störung reagieren, präventive Strategien) bewertet.
Die Teilnehmenden waren sich einig, dass die Unterrichtung von Kindern eine hohe Anforderung hinsichtlich Pädagogik und Erziehung darstellt, dass die Teil-nehmenden immer ein Abbild der Gesellschaft sind. In der Diskussion wurde aber auch deutlich, dass der Auftrag der Leiter in erster Linie die Ausbildung in Karate (immer stufengerecht) beinhaltet und die Überschreitung von „roten Linien“ , auch bei „verhaltens-auffälligen Kindern“ zum Ausschluss aus dem Unterricht führen kann. Dies immer als letzte Konsequenz nach Einzelinterventionen und Rücksprache mit den Eltern. Dojo sind keine Therapiestationen, Karatelehrer sind keine Therapeuten, keine Heilpädagogen, kein Ersatz für verfehlte Erziehung im Elternhaus. Sie tun aber alles, was im Rahmen des Möglichen ist und bedenken auch immer, dass jedes Verhalten eine Ursache hat, für das Kind einen Sinn hat, und ein ausgebildeter J+S Kindersportleiter auch seine Verantwortung durchaus übernimmt.
Im zweiten Teil (12.30-16.15) stellt Olivia Derungs-Risch das von ihr und ihrem Mann Thomas Risch entwickelte und in den Jahren 2015/16 in kleineren Kreis mit mehreren Dojos getestete und weiterentwickelte 6K-Modell (Lehrgang und Wettkampfform für den Karate-Kindersport) vor. Die K stehen für Kata, Kumite, Kraft, Kondition, Koordination und Köpfchen. In 3er-Teams absolvierten die Teilnehmenden die verschiedenen Parcours und konnten so die Übungen und deren Anforderungen für die Kinder selbst erleben. Das Kurskader sah grossen Einsatz, tolle Motivation und bei den Übungen „Oberschenkelmuskulatur, Flasche halten, Seilspringen“ totalen Einsatz nach dem Motto: Wir geben alles. Verzichtet wurde lediglich auf Podestplatzierungen und Preisvergaben.
Das in Thun vorgestellte und praktisch-emotional miterlebte Konzept wurde im September 2016 in Berikon als Pilotversuch durchgeführt und vom Ressortleiter J+S SKF, Erik Golowin, bewertet. Nach Thun werden weitere Events in den Karate Kantonalverbänden Bern und Zürich stattfinden.
Unter dem Motto «Lachen, Lernen, Leisten» sollen die Kinder einen Anlass erleben, der ihre Begeisterung für die Bewegung, das Karate und soziale Spielformen weckt und bestärkt. Der Event ist ein integraler Bestandteil des Kindersportkonzepts SKF und soll Kindersportleiterinnen und –leiter dafür sensibilisieren, mit welchen methodischen Massnahmen eine stufengerechte Förderung der Kinder wirkungsvoll realisiert werden kann.
Bilderbogen einiger Teilnehmer
Antonio del Gaizo und André Zuraikat. Beim Filmen Mislim Imeroski.
Zoran Ivetic und Silvio Rapelli feuern Antonio del Gaizo zur Höchstleistung an.
Friedrich Müller und Giuseppe Puglisi: Wie bringen wir nun diese Puzzles SKISF und SKF zusammen?
Paolo Maltese und Leto Gaetano – Zusammenarbeit über Verbandsgrenzen hinweg
Das Kindersportkonzept ist ein Projekt der Swiss Karate Federation (SKF). Es definiert die Werte, die im Kindertraining vermittelt werden, harmonisiert die pädagogischen Inhalte des Karatetrainings mit den Richtlinien des BASPO, dient dem inhaltlichen Konsens unter den Ausbildungsverantwortlichen der SKF, schafft die Grundlage für die Herstellung von Ausbildungs- und Promotionsunterlagen, formuliert die Leitplanken für Kindersportanlässe und beinhaltet die geplanten Massnahmen zur Realisierung. Foto: Immer aktiv dabei – Momcilo Milovanovic.
Dem Bereich Persönlichkeitsentwicklung wird mindestens so viel Gewicht beigemessen wie der technischen Ausbildung.
Heute ist Karate eine olympische Disziplin. An den olympischen Jugendspielen 2018 in Buenos Aires werden erstmals Karatekas am Start sein. Nach den Teilnahme an den European Games 2015 ein weiterer Schritt zur internationalen Anerkennung mit dem Höhepunkte der Olympischen Spiele 2020 in Tokyo.
Die World Karate Federation (WKF) ist zu einem weltweit etablierten Verband herangewachsen mit der Anerkennung aller nationalen olympischen Komitees.
Mit dem Aufbau von Jugend+Sport (J+S-Karate Kinder und Jugendliche), von Erwachsenensport (esa), dem Karate mit Handicap (als Partner von PluSport Schweiz) und den Leistungssportstrukturen in Nachwuchs U14, U18, U18, U21 und Elite (Swiss Olympic) konnte sich die Swiss Karate Federation (SKF) erfolgreich in das System der Sportförderungsinstitutionen integrieren. Als Gründungsmitglied des Vereins «sportartenlehrer.ch», können die Tätigkeiten des Karatelehrers und des Dojoleiters neu als Beruf mit eidgenössischer Anerkennung erlernt werden. Wer noch weiter will, kann heute die Prüfung als Sportartenschulleiter mit eidg. Diplom erwerben.
Mit der Entwicklung und Umsetzung des Kindersportkonzepts will die SKF einen Beitrag für die Gesellschaft leisten: Sogenannt traditionelle und kulturelle Werte können den Kindern von morgen ermöglichen, Kompetenzen zu erwerben, mit denen sie als Erwachsene zukunftsorientierte Gesellschaftsmodelle mitgestalten helfen.
Im Sinne des Rahmenkonzepts von Swiss Olympic zur Sport- und Athletenentwicklung (FTEM) wird der Kindersport als wichtiges Element im Schlüsselbereich «Foundation» (F1-F2) etabliert. Im Sinne von «Grundlage» bedeutet «Foundation» für den Kindersport, dass mithilfe kindergerechter Methoden die verschiedenen handlungsbestimmenden Faktoren (koordinative, konditionelle, mentale, emotionale) einbezogen und ganzheitlich vernetzt werden.
Broschüre J+S Kindersport