Veröffentlicht von Luca Rohner und Erik Golowin
Die Nachwuchs-Europameisterschaften in Bielsko-Biała (Polen) vom 7. bis 9. Februar 2025 waren für unser Team ein beeindruckender Erfolg. Die Leistungen der jungen Athletinnen und Athleten übertrafen die Ergebnisse der vergangenen drei Jahre sowohl durch ihre technische Performance als auch durch ihre kämpferische Entschlossenheit.

Unsere Delegation aus 26 selektionierten Athlet*innen reiste nach Polen und wurde von folgenden Delegationsmitgliedern begleitet und vor Ort betreut:
Delegationsleiter: Luca Rohner (Chef Leistungssport)
Geschäftsführer: Oscar Diaz
EKF Technical Commission: Dominique Sigillò
Coaches:
– Dragan Leiler (Head-Coach)
– Franco Pisino (Coach Nationalkader Kumite)
– Demian Seiler (Coach Nationalkader Kumite)
– Yuki Ujihara (Assistenz-Coach Nationalkader Kata)
Physiotherapeutin: Saskia Seitz
Fotograf: Kjetil Waber
Schiedsrichter:
– Truong Linh Pham
– Florian Wernly
– Stéphanie Moix
Besonders erfreulich nebst den Resultaten war der ausgeprägte Team-Geist, der sich nicht nur während der Wettkämpfe, sondern auch abseits der Matte zeigte. Die enge Zusammenarbeit, gegenseitige Unterstützung und Motivation innerhalb des Teams waren spürbar und trugen wesentlich zu den hervorragenden Ergebnissen bei.
Resultate
Für die beiden herausragenden Erfolge aus Schweizer Sicht, in Form von Bronze-Medaillen, sorgten Lea Huber (U21 Kumite Female -50kg) und Elson Jason Kabashi (Junior Kumite Male -61kg).
Lea Huber – Bronze in der Kategorie U21 Kumite Female -50kg
Lea Huber (Karatecenter Reto Kern) überzeugte mit drei souveränen Siegen und kämpfte sich sensationell bis ins Halbfinale der Kategorie U21 Kumite Female -50kg vor. Dort musste sie sich jedoch der Weltranglistenzweiten aus Bulgarien geschlagen geben. Nach nur kurzer Pause stand bereits der Kampf um Bronze an. Hoch fokussiert und mit dem klaren Ziel einer Medaille vor Augen dominierte Lea ihre rumänische Gegnerin und entschied den Kampf vorzeitig mit 8:0 für sich. Über den gesamten Wettkampf hinweg beeindruckte sie mit blitzschnellen und präzise getimten Fausttechniken sowie einem sehr ausgereiften taktischen Verständnis. Mit dieser Leistung sicherte sie sich die Bronze-Medaille – ihr bisher grösster Erfolg ihrer Karriere! Bravo, Lea – wir sind stolz auf dich!
Elson Jason Kabashi – Bronze in der Kategorie Junior Kumite Male -61kg
Elson Jason Kabashi (Elson Sport & Karate) erreichte mit zwei Siegen das Viertelfinale der Kategorie Junior Kumite Male -61kg, wo er sich seinem serbischen Gegner geschlagen geben musste. Da dieser jedoch ins Finale einzog, erhielt Elson Jason eine zweite Chance in der Trostrunde. Im Kampf um Bronze sah er sich bereits nach rund 40 Sekunden mit einem 0:3-Rückstand konfrontiert. Doch er bewahrte Ruhe und kämpfte sich Punkt für Punkt heran, bis er 20 Sekunden vor Schluss auf 2:3 verkürzte. In nervenaufreibenden Schluss-Sekunden zwang er seinen kroatischen Gegner mit unermüdlichem Einsatz zu einem entscheidenden Fehler: dem Verlassen der Kampffläche in den letzten Sekunden, was zur Disqualifikation führte. Elson Jason gewinnt Bronze!
Mit seinem vielseitigen Kampfstil und seinem unerschütterlichen Siegeswillen bewies Elson Jason an diesem Turnier gleich mehrfach, dass ein Kampf erst mit dem Schlussgong entschieden ist. Bravo, Elson Jason – wir sind stolz auf dich!
Weitere starke Schweizer Leistungen
Lea Bosshard (Karatedo Lyss/Aarberg) zeigte eine beeindruckende Leistung in der Kategorie U21 Kumite Female -68kg. Trotz ungewohnter Gewichtsklasse kämpfte sie an dieser Europameisterschaft um eine Medaille. Im Kampf um Bronze musste sie sich jedoch der grossgewachsenen Konkurrentin aus Kroatien geschlagen geben und belegte den starken 5. Platz. Bravo, Lea – wir sind stolz auf dich!
Steven Torres (Hayabusa Basel) und Théo Karlen (KC Fribourg) erzielten in den Kategorien U21 Kumite Male -67kg bzw. Junior Kumite Male -68kg jeweils einen starken 7. Platz. Beide überzeugten mit drei Siegen und zeigten grossartige Kämpfe, auch wenn es am Ende nicht für eine Medaille reichte. Wir sind stolz auf euch – weiter so!
Auch Oksana Duperrex (U21 Kumite Female -61kg, Karate Do Brugg), Demet Özdemir (Cadet Kumite Female -47kg, Karaté Club Jaguar Vallorbe) und Lucas Zecca (Cadet Kumite Male -52kg, Karaté Club Jaguar Vallorbe) präsentierten sich stark und kämpften sich jeweils bis ins Viertelfinale vor. Leider erreichten ihre Gegner*innen nicht das Finale, sodass ihnen die Trostrunde verwehrt blieb. Wir glauben an euch – weiter so!
Eine Übersicht aller Mitschriften und Resultate dieser Meisterschaft kann hier gefunden werden.
Kata – grosse Herausforderungen
In der Disziplin Kata steht der Schweizer Nachwuchs vor grossen Herausforderungen. Während es in der Geschichte der SKF immer wieder einzelne Athletinnen und Athleten gab, die international auf sich aufmerksam machten, bleibt es schwierig, dauerhaft mit der starken internationalen Konkurrenz mitzuhalten.
Mit Yuki Ujihara verfügt die Schweiz zwar über ein echtes Ausnahmetalent, das sich auch im internationalen Vergleich behaupten kann. Doch insgesamt zeigt sich, dass der Nachwuchs einer enorm leistungsstarken Konkurrenz gegenübersteht, die auf Weltniveau agiert. Diese Situation erfordert ein Umdenken. Die Verantwortlichen der SKF stehen vor der Aufgabe, ihre Strategien und Förderkonzepte zu überdenken, um auch im Nachwuchsbereich Kata den Anschluss an die internationale Spitze zu schaffen.
Fördermassnahmen weiterentwickeln
Der Erfolg ist auch das Ergebnis der neuen Wege, die der Verband eingeschlagen hat. Die Generation von Elena Quirici hat das Niveau in der Elite professionalisiert und weiter angehoben. Für junge Nachwuchsathletinnen und -athleten ist es eine hohe Anforderung, an die internationale Spitze zu gelangen. Bei der Analyse der Weltspitze wird deshalb nicht nur das Anforderungsprofil untersucht, sondern auch das gesamte Fördersystem evaluiert. Die Schweiz verfügt in Zusammenarbeit mit Swiss Olympic über ein eigenes Fördersystem. Aus dieser Sicht ist es schwierig, sich an anderen Ländern zu orientieren. Das Führungsteam Leistungssport ist zurzeit daran, die konzeptionellen Grundlagen zu überarbeiten. Gezielte Fördermassnahmen wie eine systematischere individuelle Betreuung, mentale Stärkeprogramme und eine engere Zusammenarbeit zwischen Dojos, Stützpunkten und Nationaltrainern sollen schrittweise verbessert werden. Die Fortschritte unserer Athletinnen und Athleten zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind, um Talente nachhaltig zu entwickeln und unsere Ziele zu erreichen.
Ein besonderes Dankeschön geht an unsere drei Schiedsrichter Florian Wernly, Linh Pham und Stéphanie Moix (von links nach rechts). Florian Wernly und Stéphanie Moix haben an den Europameisterschaften erfolgreich die Prüfung zum EKF-Referee B bestanden – herzliche Gratulation zu diesem grossartigen Erfolg!
Ein grosses Dankeschön gilt auch dem gesamten Staff für den unermüdlichen Einsatz während der EM. Ihr habt die langen und emotionalen Tage mit grossartigem Engagement von Anfang bis Ende gemeistert.
Wir gratulieren allen Beteiligten zu diesem grossartigen Erfolg und freuen uns darauf, den eingeschlagenen Weg konsequent weiterzugehen. Wir glauben an die Zukunft des Karate-Nachwuchses in der Schweiz!