Am 8. September 2017 fand am Bundesamt für Sport BASPO in Magglingen die jährliche Ausbildungskonferenz (Leitung: Andreas Steinegger, Foto) statt. Vor Ort die Fachleiter (Thomas Hertig, Karate) der verschiedenen Sportarten, Mitarbeiter des BASPO, Vertreter der Kantone sowie die Ausbildungsverantwortlichen (Marko Marffy, Roland Zolliker) der J+S Verbände. Eine gute Gelegenheit das Netzwerk zu den wichtigen Akteuren des Schweizer Sports zu vertiefen und zu neuen Persönlichkeiten zu erweitern.
Das BASPO engagiert sich als Kompetenzzentrum des Bundes für die Förderung des Breitensports. Dies in erster Linie über die Programme Jugend+Sport J+S und Erwachsenensport esa.
Das BASPO setzt sich für eine sportlich und bewegte Schweiz ein mit der Einsicht, dass die positiven Effekte von Sport und Bewegung unbestritten sind. So trägt der Breitensport, mit seinem breiten Angebotsspektrum, wesentlich zur Förderung eines aktiven Lebensstils und der Lebensqualität bei.
J+S bietet Sportkurse und Lager für Kinder und Jugendliche in rund 70 Sportarten und Disziplinen an. Jährlich finden fast 70’000 Sportkurse oder Lager mit rund 930’000 Teilnahmen von 575’000 Kindern und Jugendlichen statt.
Die Kampfkunst Karatedo wurde 1995 als Sportart bei Jugend+Sport aufgenommen. 1998/99 wurden die ersten Experten ausgebildet, ab 2000 die ersten Leiter. Wer Karatedo, «den Weg der leeren Hand», geht, verfeinert das ausgewogene Zusammenspiel von Herz und Geist «Shin», Technik und Fähigkeit «Gi» sowie von Körper und Körperpflege «Tai».
Karatedo fördert und verbessert Ausdauer, Beweglichkeit, Konzentration, mentale Stärke und Motorik. Die Trainierenden lernen in der Gruppe und speziell im Zweikampf, mit Aggressionen umzugehen und die Trainingspartnerin bzw. den Trainingspartner zu respektieren.
Karatedo ermöglicht zudem ein positives Körperbewusstsein und Entspannung, entwickelt die Persönlichkeit und stärkt das Selbstvertrauen. Diese Kampfkunst umfasst also nicht nur die Schulung körperlicher Fertigkeiten, sondern symbolisiert die Entwicklung und Entfaltung hin zu einer umfassenden Gesundheit und Harmonie.
Die Konferenz begann um 09.15 Uhr mit dem Austausch in Gruppen. Karate fand sich in einer Gruppe mit Judo, Schwingen und Nationalturnen (besteht aus sechs gymnastischen Disziplinen und den Zweikampfdisziplinen Ringen und Schwingen). Geleitet wurde der Austausch von Tim Hartmann, Leiter der Sportartengruppe Kampf- und Zielsport. Hartmann ist Judoka, J+S Experte, Dozent an der Universität Basel und führt eine eigene Judoschule.
Themen: Bedeutung der Rahmenlehrpläne, Evaluation Umsetzung MF-Thema «Planung», Ausblick MF-Thema «Gute J+S Aktivität».
Am Nachmittag wurden in sechs 25minütigen Talks die Bereiche Expertenbildung (Matthias Rudin), Leiterbildung (Domenic Dannenberger), Nachwuchsförderung (Andreas Weber), Reorganisation Fachleitung (Andreas Steinegger), Lehrmittelstrategie (Duri Meier), Integration/Prävention (Lucy Lieberherr/Pierina Schreyer) und Kursplanung (Andreas Güntensperger) vorgestellt und diskutiert.
Interessant die Ausführungen zu den Besuchen von J+S Aktivitäten vor Ort (BvO) in verschiedenen Sportarten und Kantonen. In einem Beobachtungsbogen werden dabei 18 Punkte bewertet:
I. Klima (1. Respekt, 2. Emotionalität der Kinder), II. Lernzeit und Zielerreichung (3. Effektive Lernzeit, 4. Zielerreichungsbeitrag der Inhalte), III. Regeln und Störungen (5. Regelklarheit und Routinen, 6. Umgang mit Störungen), IV. Teilnehmerorientierung (7. Einbezug der Kinder und Jugendlichen), V. Sicherheit und Prävention (8. Sicherheit), VI. Instruktion (9. Klarheit der Instruktion), VII. Führung (10. Lenkung, 11. Wärme, Wertschätzung, Situationsadäquatheit Führungsstil, 12. Authentizität und natürliche Autorität), VIII. Kommunikationsstil (13. Zynismus, 14. Humor), IX. Feedback (15. Feedbackstil, Bezugsnorm für den Leistungsvergleich, Situationsadäquatheit Bezugsnorm), X. Individualisierung und Archivierung (17. Individuelle motorische Förderung, 18. Kognitive Aktivierung).
Die Beobachtungspunkte beschreiben die nötigen Voraussetzungen und das Handlungswissen einer J+S Leiterperson für ein optimales Training. Die Beurteilung dient als Basis für ein Feedback, welches der J+S Experte der Leiterperson im Anschluss an den Besuch gibt. Das Beratungsgespräch soll das bewusste, fokussierte Hintersinnen (Reflexion) der J+S Leiterpersonen über Situationen in dem gerade beobachteten Training anregen. Was waren die Stärken und Schwächen? Wie könnten Probleme gelöst werden, welche alternativen Möglichkeiten und Werte gäbe es, um bestimmte Unterrichts-Situationen zu gestalten?